Sich auf ein Kunstwerk von Erik Buchholz einzulassen, heißt einzutauchen in eine faszinierende Welt voller geheimnisvoller Zeichen und Chiffren gleich einem Märchen, das eine Sogwirkung entfaltet, sobald die ersten Worte gelesen sind. Sofort erscheinen vor dem geistigen Auge Bilder, die diese Erzählungen illustrieren und verlebendigen und sich damit tief im Gedächtnis verankern. Erik Buchholz künstlerische Arbeiten, so scheint es, sind jene Kopf-Bilder, die das Gedächtnis verlassen haben, um auf Papieren und Leinwänden eine neue Heimstatt zu finden.
Das künstlerische Schaffen von Erik Buchholz ist einzigartig in der Thüringer Kunstlandschaft und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, ohne Gefahr zu laufen, egalitär zu werden. Seine Arbeiten sind geprägt von einer Zartheit der Formen und Farben sowie einem schier unerschöpflichen Findungsreichtum, während er stets auf die Wahrung eines Gleichgewicht der einzelnen Elemente bedacht ist. Das äußert sich in einem Ausloten von milchigem Untergrund, Farbflächen, die sich daraus hervorgraben und Bleistiftlinien, die durch diese Ebenen hindurchfahren. Nur ab und zu tauchen kräftigere Farbspuren auf der Oberfläche auf, die einen Gegensatz zu den oftmals dominierenden und fein nuancierten Weiß-, Beige- oder Pastelltönen herstellen. Trotz der nur sparsam eingesetzten Strukturen gewinnen diese aufgrund des Kontrastes umso mehr an Prägnanz und verbleiben unwillkürlich im Gedächtnis des Betrachters - und so ergibt sich etwas, das man als Buchholz-typisch bezeichnen kann - ein Zeichensystem mit wiederkehrenden Elementen wie leiterartige Gebilde, Behausungen, Hüllen, Kopfartiges. Dabei nehmen Sprache, also der Titel, und Form aufeinander Bezug und beflügeln sich gegenseitig. Dies ist ein assoziatives Vorgehen - es wird keine strikte Lesrichtung vorgegeben, sondern mögliche Seh- und Bedeutungsebenen aufgezeigt. Auch deshalb ist der Titel meist nur ganz zaghaft am unteren Bildrand angebracht - im Sinne einer Richtungsanzeige. Dieser dient als Wegweiser durch die bisweilen milchig verschleierten Bilderlandschaften. Denn der Betrachter findet sich nicht selten in einem zunächst als undefinierbaren Raum wahrgenommenen Bild wieder, dessen Klarheit durch einen alles umhüllenden Nebel genommen ist - und plötzlich erhebt sich aus dem grauen Dunst ein amorphes Gebilde, das sich nicht unmittelbar als Gegenstand, Person oder ähnliches bestimmen lässt. Doch allmählich schärfen sich die Sinne und damit auch die Bildelemente und formen sich zu Dingen, Gesichtern oder Landschaften. Diese Auseinandersetzung kann der Beginn einer Geschichte sein, die sich weiter entwickelt, je tiefer man sich in das Bild hinein bewegt; und wenn die Gestalten und Formen sich an den Bildrand bewegen, entsteht der Eindruck, daneben, über den Rand hinaus, befindet sich noch mehr: mehr Strukturen, mehr Geschichten. Es wirkt, als wäre das Bild nur der Anfang von etwas, das über sich selbst hinaus reicht - und an dieser Stelle tritt die Fantasie als Erschaffer weiterer Geschichten auf.
Doch nicht nur der Betrachter begibt sich auf eine Reise, auch der Künstler selbst tut dies, wenn er sich auf den Weg macht, die eigene Geschichte zu erkunden im Sinne einer Verortung in der Welt. Dieses Suchen nach der Herkunft ist bei Buchholz eng verbunden mit dem Begriff der Heimat als Ausdruck eines inneren Bedürfnisses, sich mit den eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen - ohne Pathos oder große Symbole. Vielmehr setzt er auf Zwischentöne, zarte Zeichen, die er vorsichtig auf den Bildträger setzt und die in einer individuellen Symbolkraft ihre Bedeutung gewinnen. Es sind Elemente, die stets ein Weniges an Rätselartigem behalten und sich nach Entdecken durch den Betrachter wieder in die Sicherheit des milchigen Schleiers begeben. Gleichzeitig kann dies als Schutzmechanismus des Künstlers vor dem sezierenden Blick des Betrachters verstanden werden, hat er doch mit seinen wiederkehrenden Kapseln und Gehäusen seine eigenen Verstecke in den Bildern geschaffen.
Öffnungszeiten: Mo 10-13 Uhr, Do + Fr 15 -18 Uhr, Sa 10 – 15 Uhr