nach dem Film »La Haine« von Mathieu Kassovitz
Rückbank eines Citroën. Die Stirn an die kalte Seitenscheibe gelehnt, der Blick streift die Leuchtschrift an der Fassade eines Plattenbaus: »Ich sehe was, was du nicht siehst.«
»La Haine« (1995) von Mathieu Kassovitz ist ein Film über Stillstand und Explosion zugleich: 24 Stunden im Leben dreier junger Männer, gefangen zwischen banlieue, Polizeigewalt und der ständigen Drohung sozialer Auslöschung. Der Film erzählt von Freundschaft und Wut, von Ohnmacht, Perspektivlosigkeit und der Frage, wie Gewalt entsteht – und weitergegeben wird. Das berühmte Zitat »bis hier hin läuft alles gut«, hallt bis heute nach: als Mantra des Verdrängens in einer Gesellschaft im freien Fall.
Die internationale Kooperation des Theaterhaus Jena mit der griechischen Theatercompany Spectrum AMKE nimmt »La Haine« als Ausgangspunkt, um gegenwärtige Formen des Lebens am Rand der Gesellschaft zu untersuchen. Neu geschriebene Texte aus dem Masterstudiengang »Professionelles Schreiben« der Friedrich-Schiller-Universität Jena übertragen Motive, Figuren und Konflikte des Films in die heutige Realität der Jenaer Peripherie. Es entstehen Szenen von Jugendlichen zwischen Herkunft und Herkunftslosigkeit, zwischen Plattenbau und globalen Bilderströmen, zwischen gesellschaftlicher Unzufriedenheit und dem Erstarken autoritärer und faschistischer Denkweisen. Der eigens für die Inszenierung entwickelte Hip-Hop-Soundtrack des Künstlers Sorbas knüpft an die musikalische DNA von »La Haine« an, in dem Rap als Stimme der Straße, als Ausdruck von Widerstand und Selbstbehauptung eine zentrale Rolle spielt.
Dabei geht es nicht um eine Nacherzählung des Films, sondern um seine Aktualisierung: Was bedeutet Hass heute? Wer darf sprechen, wer wird gehört, wer verschwindet aus dem Bild? Wie verändern sich Gewalt, Widerstand und Solidarität in einer Zeit sozialer Medien, verschärfter Ausgrenzung und politischer Radikalisierung?
Preis Information: 23. Januar 2026: Öffentliche Hauptprobe- Eintritt frei 18€/9€ erm.
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